Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) legt Forschungsergebnisse zu den zukünftigen Herausforderungen hospizlichen Ehrenamtes vor. Demnach kann sich fast jeder Fünfte ein hospizliches Ehrenamt vorstellen. Notwendig ist vor allem der Wandel hin zu mehr Heterogenität sowie mehr Bewusstsein pro Ehrenamt vor allem bei Hausärzten und Pflegediensten.
Fast ein Fünftel der Bevölkerung (17 Prozent) und damit weit mehr Menschen, als bisher ehrenamtlich in der Hospizarbeit engagiert, können sich vorstellen, Schwerstkranke und Sterbende am Lebensende zu begleiten.
Dies ist eines der Ergebnisse der vom DHPV initiierten und geförderten Verbundstudie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“.
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey anlässlich der Vorstellung der Studie durch den DHPV: „Die Begleitung von sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen ist anspruchsvoll. Umso mehr Respekt gebührt denen, die diese Arbeit ehrenamtlich machen. Die medizinische Versorgung ist das eine. Genauso wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Zuwendung zu geben, Zeit zu haben und für sterbende Menschen da zu sein. Das ist nicht immer einfach und gerade darum ist das ehrenamtliche Engagement besonders wertvoll.“
Zudem müsse der Wandel im Ehrenamt hin zu mehr Heterogenität und Offenheit in der hospizlichen Organisationsstruktur und -kultur sowie in der ehrenamtlichen Praxis vorangetrieben werden, so Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV.
Denn zwar verstehe sich Hospizarbeit als offen für jeden, der sich ehrenamtlich engagieren möchte. Trotzdem ist, so zeige die Studie, Hospizarbeit einerseits nach wie vor weiblich und mittelschichtsbasiert und wird – immer noch – überwiegend von Frauen in der späten Erwerbs- bzw. Nacherwerbsphase getragen. Anderseits werden bisher überwiegend Menschen der gesellschaftlichen Mitte begleitet, obwohl sich Hospizarbeit als Unterstützungsangebot grundsätzlich an jeden richtet, der Hilfe in der existenziellen Lebenskrise von schwerer Krankheit und Sterben benötigt.
„Insgesamt zeigt sich“, so Prof. Werner Schneider, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DHPV und Koordinator der genannten Studie, „dass ein Wandel hin zu einem das bestehende Angebot ergänzenden, ‚neuen‘, d.h. bunteren, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt noch am Anfang steht.“ Hierbei seien auch die Bedeutung von Nachbarschaften und Freundschaften sowie eine Öffnung der Tätigkeiten und Engagementmöglichkeiten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Schichten bzw. Milieus in den Blick zu nehmen.
Laut Studie wünscht sich ebenfalls fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde. „Wichtige Schlüsselpersonen für die Vermittlung von Hospizangeboten sind dabei auch und vor allem Ärzte und Pflegedienste. Das geschieht bisher aber sehr viel seltener, als möglich und sinnvoll – hier braucht es mehr Bewusstsein pro Ehrenamt und mehr Wissen übereinander“, so Prof. Hardinghaus.
Alle Materialien finden Sie online unter http://bit.ly/DHPV_Pressematerial_Ehrenamtsstudie.
Kontakt:
Prof. Dr. Werner Schneider
Professur für Soziologie/Sozialkunde
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
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D-86135 Augsburg
Telefon: +49 821 / 598 – 5679
EMail: soziologie.schneider@phil.uni-augsburg.de
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1100 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 100.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.