Es gibt Schirmherren, die sehen ihr Amt sehr locker. Sie kommen zur einen oder anderen Veranstaltung und vertrauen darauf, dass ihr Name genügend Zugkraft hat, damit sich Geld für wohltätige Zwecke sammeln lässt. Sie sprechen dann ein paar Worte, bitten um Spenden, und das war’s auch schon – bis zum nächsten Mal. Dieter Fischer, der als „Kommissar Anton Stadler“ in der ZDF-Erfolgsserie „Die Rosenheim Cops“ zu den beliebtesten bayerischen Fernsehkommissaren zählt, ist da aus anderem Holz geschnitzt. Seit der 48-jährige Schauspieler im Mai 2018 die dauerhafte Schirmherrschaft für den „Hospizverein im Pfaffenwinkel“ übernommen hat, setzt er sich über die Maßen für den Verein und das Hospiz in Polling ein. „Ich engagiere mich gerne für eine Sache, hinter der ich stehe“, sagt er.
Dass Dieter Fischer heute Schirmherr ist, hat der Hospizverein indirekt dessen Kollegin Marisa Burger zu verdanken, die in den „Rosenheim Cops“ die Sekretärin „Miriam Stockl“ spielt. Die hatte ihn vor einigen Jahren zu einer Spendenübergabe in ein Kinderhospiz in Wiesbaden mitgenommen. Fischer war sofort von der Arbeit dort und vom Hospizgedanken fasziniert. Als dann für eine Folge der Serie in Bernried gedreht wurde, kam er in Kontakt mit dem „Hospizverein im Pfaffenwinkel“. Der Gedanke, sich hier zu engagieren, nahm immer mehr Gestalt an. Da traf es sich gut, dass der Hospizverein damals einen Schirmherrn suchte…
Im „Raum der Stille“ im Hospiz im Pollinger Kloster lehnt sich Dieter Fischer auf der roten Couch zurück. Sein Blick schweift über Texte an der Wand gegenüber. Albert Schweizers Zitat „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen“ steht dort. Und auch der Spruch „Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener“. „Jeder kann so viel im Kleinen tun“, sagt Fischer. Etwa mit einer Mitgliedschaft beim Hospizverein. Der Mindestbeitrag pro Jahr liegt bei 65 Euro – „das ist gerade mal so viel wie zwei Halbe Bier im Monat“. Eine Obergrenze gibt es nicht. „Jeder kann für sich selbst entscheiden, was er geben kann und wozu er bereit ist.“ Dieses System findet er „hervorragend“, auch er selbst gibt mehr.
Nachdenklich spricht er über den Tod seiner Eltern, die zuhause gestorben sind. Sowohl beim Vater wie auch bei der Mutter war er dabei und mit der Situation „völlig überfordert“, wie er zugibt. Dass diese Hilflosigkeit nicht sein muss, habe er erst durch den Hospizverein und dessen wertvolle ambulante wie stationäre Arbeit erfahren. „Als Schirmherr ist es mir ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen.“ Das Leben ende nicht im Sterben, sondern im Tod. „Das Sterben ist uns allen unbekannt“, sagt er. „Aber wir müssen uns darauf einlassen, denn irgendwann trifft es jeden von uns.“ Man müsse aber versuchen, diesen Prozess möglichst erträglich und schön zu gestalten, wobei der Hospizverein große Unterstützung leiste. Der begleitet bis zuletzt und bietet auch spezielle „Letzte Hilfe“-Kurse an. Dieter Fischer will einen solchen Kurs besuchen.
Von der Schirmherrschaft des „Fernseh-Kommissars“, der im Landkreis Starnberg lebt, profitiert der Hospizverein in vieler Hinsicht. „Mir geht es gut, ich bin auf der Sonnenseite und warum soll ich meinen Bekanntheitsgrad nicht nutzen?“, sagt Fischer. Schon mehrere tausend Euro Erlös aus seinen Lesungen hat er für Verein und Hospiz gespendet, wobei Geld nicht der Hauptzweck seines Engagements ist. „Ich bin Schirmherr geworden, weil ich helfen will.“ Dieter Fischer kommt zu Veranstaltungen für Mitarbeiter und Hospizbegleiter, ist jedes Mal beim „Tag der offenen Tür“ dabei, hat auch schon einen Praktikumstag im stationären Hospiz absolviert und ist „immer reicher gegangen als gekommen“, wie er sagt. Und er ist glühender Verfechter des Projekts für die Hospizerweiterung und den Bau eines teilstationären Kinderhospizes der Stiftung „Ambulantes Kinderhospiz München“. Zuletzt hat er bei der Mitgliederversammlung und in der Pollinger Bürgerversammlung leidenschaftlich dafür plädiert. Und er wirbt eifrig und mit Erfolg neue Mitglieder an. Aufnahmeanträge hat er immer in der Tasche.
„Er ist mit Herzblut dabei und immer da, wenn wir ihn brauchen“, freut sich Hospizvereinsvorsitzende Renate Dodell. Sie hätte nicht zu träumen gewagt, dass Dieter Fischer die Schirmherrschaft wirklich übernimmt. „Wir haben uns beide darauf eingelassen“, sagt er, und er bereue das keine Sekunde. Die Schirmherrschaft sei für ihn in keinem Moment mit Stress oder Belastung verbunden. Selbst dann nicht, wenn er sich nach Drehschluss noch schnell ins Auto setzt, um rechtzeitig in Polling zu sein, wenn er dem Hospizverein helfen kann.
Monika Brandmaier