Murnau statt New York – Wie der Hospizverein und der Arbeiter-Samariter-Bund letzte Wünsche erfüllen

Einmal noch New York! Das wäre eigentlich sein größter Wunsch. Doch Stefan T. ist schwerst krank und weiß, dass eine Reise dorthin für ihn nie und nimmer möglich ist. Aber da wäre noch ein anderer Wunsch: Einmal noch mit seiner Frau Eis essen in der Murnauer Fußgängerzone. Da sind sie immer so gerne gesessen, damals, als es ihm noch gut ging. Dass er das noch einmal erleben konnte, hat er dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und dem Hospizverein im Pfaffenwinkel zu verdanken, von dem der 62-Jährige seit einigen Monaten ambulant begleitet wird.

Koordinatorin Dagmar Hees vom Hospizverein hatte von T.‘s Wünschen erfahren und sie wusste, dass der Arbeiter-Samariter-Bund ausschließlich über Spenden finanzierte Wünschewagen betreibt, mit denen er schwerstkranken Menschen letzte Wünsche erfüllt. Der Hospizverein nahm Kontakt auf und der ASB ermöglichte dem Ehepaar T. jetzt bei herrlichem Sommerwetter den Wunsch-Ausflug nach Murnau.

„Der Wünschewagen. Letzte Wünsche wagen“ steht auf dem speziell ausgestatteten, weißen Krankentransportwagen mit den blauen und roten Streifen und dem ASB-Logo, der am Vormittag in der Zufahrt zum Haus der Familie T. parkt. Aus Kaufbeuren ist der Wünschewagen Allgäu/Schwaben diesmal in den Wohnort der T.‘s im Landkreis Weilheim-Schongau gekommen. Fahrer ist Edgar Schlichterle, begleitet wird er bei diesem Einsatz von Claudia Lerchenmüller und deren Tochter Claudia. „Wunscherfüller“ werden sie genannt, wie alle ihre Kollegen kommen sie aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich oder aus dem Rettungsdienst. Sie sind speziell geschult und fahren all ihre Einsätze ehrenamtlich.

Vorsichtig schiebt Schlichterle Stefan T. im Rollstuhl aus dem Haus, bettet ihn um, deckt ihn mit einer blauen Decke mit weißen Sternen zu und schiebt die Fahrtrage in den Wünschewagen. Die Ehefrau nimmt neben ihrem Mann Platz, hält seine Hand, und ab geht es nach Murnau, wo T. wieder umgebettet und mit dem Rollstuhl zur Eisdiele geschoben wird. Zusammen mit den drei Wunscherfüllern verbringt das Ehepaar in der Murnauer Fußgängerzone einige entspannte Stunden, von denen die Ehefrau auch tags darauf noch beeindruckt erzählt. Es wurde viel gelacht und geratscht, von früher und von Einsätzen erzählt. Und es wurde mit dem Handy fotografiert. „Es war einfach wunderbar, eine irre Sache“, berichtet sie begeistert. Das Team des ASB sei super, aufgeschlossen und so liebevoll gewesen, ihrem Mann habe der Ausflug so gut getan. Doch am frühen Nachmittag waren die Kräfte des Kranken erschöpft, er wollte wieder nach Hause. Dort wartete zum Abschluss aber noch eine Überraschung auf das Ehepaar: Frau T. bekam vom Team eine Rose überreicht, ihr Mann ein kleines Album mit Bildern des Tages. Zur umfangreichen Ausstattung des Wünschewagens gehört nämlich auch ein Drucker, mit dem die Handybilder gleich ausgedruckt und zu einer besonderen Erinnerung zusammengestellt werden.

Es war das erste Mal, dass der Hospizverein im Pfaffenwinkel mit dem ASB-Wünschewagen zusammenarbeitete. Dass alles so professionell und reibungslos lief, beeindruckte auch das Team der Koordinatoren.  Dagmar Hees hofft jetzt auf eine weitere Kooperation. „Es wäre schön, wenn wir auf diese Weise auch künftig den einen oder anderen letzten Wunsch erfüllen könnten.“

Bildtexte:
Foto Wünschewagen 1: Alles bereit zur Abfahrt
Foto Wünschewagen 2:  Wünschen dem Ehepaar T. einen schönen Tag: (v.li.) Edgar Schlichterle, Dagmar Hees sowie Mutter und Tochter Lerchenmüller.

Text/Fotos: Monika Brandmaier