Mal dominieren die Farben Blau oder Grün, mal sind die großformatigen Bilder überwiegend in braunen, ocker- oder orangefarbenen Tönen gehalten. Mal spiegelt sich eine rotgolden glänzende Sonne im Wasser, dann wieder bilden abstrakte bunte Blumen eine exakte Linie. An einer Wand schlägt ein Pfau sein großes Rad, während sich links und rechts davon oberhalb der Treppenstufen Kraniche in die Luft erheben. Gemalt in Öl, ist fast alles mit der Spachtel in feinen Strichen direkt aus der Tube auf den Untergrund aufgetragen – eine Technik, die ein Markenzeichen ist von Sr. Immolata Meyen. Als akademische Malerin, die in Stuttgart, Augsburg und München Kunst studierte, ist die heute 87-jährige Ordensfrau vom Kloster Maria Stern der Franziskanerinnen in Augsburg im In- und Ausland bekannt und anerkannt. In der fünften Ausstellung seit der Renovierung des Treppenhauses zum Hospiz im Kloster Polling sind dort in den nächsten Monaten 24 ihrer Gemälde zu sehen, die im Zeitraum von 1966 bis heute entstanden sind.
Als „kraftvoll, spirituell und berührend“ bezeichnete Hospizvereinsvorsitzende Renate Dodell bei der Vernissage die Bilder von Schwester Immolata. Den Kontakt zu ihr hergestellt und die Ausstellung vermittelt hatte dem Hospizverein im Pfaffenwinkel das Ehepaar Jarnach aus Polling, wofür Dodell ein herzliches „Vergelt’s Gott“ sagte. Einführende Worte bei der Eröffnung sprach Felix Landgraf, der Kunstbeauftragte der Diözese Augsburg. Für ihn ist das Schaffen der Ordensfrau „spirituelle Kunst“, in jedem der Bilder sei das „nach oben Streben spürbar“. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung, zu der auch Mitschwestern aus Immolatas Kloster gekommen waren, von der Pianistin Bonny Palm aus München.
Sr. Immolata Meyen malt trotz ihres hohen Alters nach wie vor, auch wenn sie ihre Technik mittlerweile etwas verändert hat. Immer öfter lässt sie die Spachtel links liegen und greift stattdessen zum Pinsel. Damit könne sie schneller arbeiten, und da sei ein Bild schon mal in kurzer Zeit fertig. Länger am Stück könne sie nämlich nicht mehr stehen. Ans Aufhören denkt sie aber keineswegs. „Ich habe eine große Vision der Schöpfung, von der jedes meiner Bilder nur einen winzigen Ausschnitt zeigen kann, denn Schöpfung ist unausschöpfbar“, sagte sie vor einigen Jahren in einem kurzen Film über ihr Werk. Und das gilt für sie auch heute noch.
Text und Fotos: Monika Brandmaier