„Jeder Mensch soll die Gewissheit haben, am Lebensende gut betreut und versorgt zu werden“, sagt Renate Dodell, Vorsitzende des Hospizvereins im Pfaffenwinkel. Erreicht werden kann das mit gezielter Hospiz- und Palliativversorgung. Dass diese weit mehr ist als nur Schmerztherapie, erfuhren rund 80 Besucher am Dienstagabend im Barbarasaal der Pfarrei Christkönig in Penzberg. Auf Einladung des Hospizvereins sprach dort Prof. Claudia Bausewein über Hospiz- und Palliativversorgung, ihre Möglichkeiten und Grenzen und über die Frage, ob diese Versorgung für alle Menschen möglich ist. Als Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am Klinikum Großhadern der Universität München plädierte die Medizinerin dafür, Palliativmedizin bereits früh genug und nicht erst am Lebensende einzusetzen. In ihrer täglichen Arbeit sehe sie, dass dies den Patienten vieles erleichtern könne.
Bausewein sprach über die allgemeine und die spezialisierte Palliativversorgung und bedauerte, dass es auf diesem Gebiet in Deutschland noch „großen Nachholbedarf“ gibt. Dabei könne laut einer Studie durch Palliativmedizin viele begleitende Symptome einer schweren Erkrankung gelindert und dadurch die Lebensqualität Schwerstkranker erheblich verbessert werden. Depressionen würden verringert, aggressive Therapien seien seltener erforderlich, Patienten könnten länger überleben. Palliativmedizin sei für alle Menschen nötig und möglich, unabhängig von der Grunderkrankung. Sie gehöre zur Grundversorgung und sei eine Aufgabe für alle im Gesundheitswesen, so die Referentin. „Wir brauchen eine Stärkung der allgemeinen Palliativversorgung und wir brauchen dazu auch die Hospizvereine und deren Helfer“.
„In Sachen ,Hospiz- und Palliativversorgung‘ sind wir ein Vorzeigelandkreis“, sagte die Pollinger Palliativmedizinerin Dr. Ursula Henning in der anschließenden Podiumsdiskussion. Karlheinz Gaisbauer, der Leiter des stationären Hospizes in Polling freute sich, dass das neue Hospiz- und Palliativgesetz mehr Möglichkeiten bei der Betreuung Schwerstkranker biete, „wir können jetzt auch Therapeuten oder Psychologen mit hinzuziehen“. Dass der Hospizverein immer wieder auf der Suche nach ehrenamtlichen Hospizbegleitern sei und diese dann auch umfassend ausbilde, erklärte Schwester Angela Kirchensteiner, die Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes im Pfaffenwinkel. Der Pollinger Pfarrer Martin Weber sprach über die spirituelle und überkonfessionelle Begleitung der Gäste im Hospiz, die gut angenommen würde. Und Prof. Claudia Bausewein wünschte sich am Ende, dass Medizinstudenten noch besser in der Palliativversorgung ausgebildet werden. Ihr großes Ziel sind Fachärzte für Palliativmedizin.
Text und Fotos: Monika Brandmaier