Es waren – trotz Einschränkungen durch Corona – beeindruckende Zahlen und Berichte, die Vorsitzende Renate Dodell für den Hospizverein, Geschäftsführer Steffen Röger für das stationäre Hospiz und Ulrike Unsinn für die ambulante Hospizarbeit bei der Mitgliederversammlung des Hospizvereins im Pfaffenwinkel vorlegten.
Hospizverein in Zahlen
Aktuell hat der vor 30 Jahren gegründete Verein 1188 Mitglieder. Er beschäftigt in Pflege, Hauswirtschaft und Verwaltung insgesamt 36 festangestellte Mitarbeiter auf knapp 25 Vollzeitstellen, hat rund 170 aktive ehrenamtliche Hospizbegleiter, 17 weitere befinden sich derzeit in der Ausbildung. Während die meisten der Hospizbegleiter im ambulanten Einsatz tätig sind, halfen 20 von ihnen coronabedingt im vergangenen Jahr 1933 Stunden auch im Hospiz mit. Insgesamt leisteten die Hospizbegleiter des Hospizvereins im Pfaffenwinkel 7146 ehrenamtliche Stunden. Es gab 924 hospizliche Anfragen, 521 schwerstkranke Menschen wurden über den ambulanten Dienst begleitet.
Das vor 20 Jahren eröffnete stationäre Hospiz im Kloster Polling mit seinen derzeit zehn Betten war 2021 zu 90 Prozent ausgelastet. Betreut wurden 107 Gäste (57 Frauen und 50 Männer), die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 31 Tage, 8 Gäste haben das Hospiz noch einmal verlassen.
Corona
Der Umgang mit der Corona-Pandemie war laut Renate Dodell seit 2020 die größte Herausforderung. Bei Gästen und Mitarbeitern gab es einige Corona-Fälle. „Wir mussten das Hospiz zwar nie ganz schließen, konnten aber kaum alle Betten belegen.“ Die einrichtungsbezogene Impfpflicht und ihre widersprüchliche Handhabung habe bei allen Mitarbeitern zu großer Verunsicherung, Frust und beim Verein zu Personalverlust geführt, es musste eingesprungen und improvisiert werden. „Nur dem außerordentlichen Einsatz unserer Führungskräfte und aller Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass wir die Krise bewältigen konnten und können.“ Allmählich werde es ein bisschen leichter, „wir krabbeln sozusagen aus der Krise heraus und die Belegungen im Hospiz steigen wieder an“, auch wenn die Arbeit durch die Corona-Krise nach wie vor erheblich eingeschränkt ist.
Finanzen
Im stationären Bereich finanziert sich der Hospizverein hauptsächlich über den Pflegesatz, der mit den Krankenkassen jährlich neu verhandelt werden muss. Damit werden die Personal- und Sachkosten zu 90 bis 95 Prozent gedeckt, der Rest – pro Jahr rund 200.000 Euro – muss über Beiträge und Spenden vom Hospizverein selbst aufgebracht werden. Dafür bedarf es großer Anstrengungen, denn diese Summe ist beileibe kein Selbstläufer, so Renate Dodell. Aber: „Wir haben solide Finanzen und viele treue Verbündete, die uns eine positive Zukunft ermöglichen.“
Stiftung Hospizverein
Zu diesen Verbündeten, mit denen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht, gehört auch die Stiftung Hospizverein, die zum 30-jährigen Bestehen ein besonderes Geschenk gemacht hat, nämlich das in zweijähriger Arbeit von Vorsitzendem Dr. Anton Schuster geschriebene Buch „Wandern im Pfaffenwinkel – Natur, Kultur und Geschichten aus dem Leben“. Herausgegeben im Eigenverlag mit einer Auflage von 3000 Stück findet es seit seinem Erscheinen Anfang Juli reißenden Absatz. Bis auf Layout und Druck ausschließlich ehrenamtlich entstanden, kommt der ganze Erlös der Hospizarbeit zugute.
Zukunftsprojekt
Für die kommenden Jahre hat sich der Hospizverein im Pfaffenwinkel viel vorgenommen. Das Zukunftsprojekt „Zwei Hospize in Polling“ umfasst die Erweiterung des bestehenden stationären Hospizes durch den Hospizverein im Pfaffenwinkel und die Errichtung eines teilstationären Kinderhospizes der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM). Mittlerweile wurde dafür ein Förderverein gegründet, aktuell werden das Raumprogramm für den Anbau am Kloster optimiert sowie notwendige Überplanungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und die Bebauungspläne mit der Gemeinde erarbeitet. Die Mitglieder stehen geschlossen hinter dem Projekt, und es gibt prominente Unterstützer: So hat am Tag nach der Mitgliederversammlung Landtagspräsidentin Ilse Aigner bei einem Besuch in Polling offiziell die Schirmherrschaft für das Zukunftsprojekt übernommen.
(Text/Fotos: Monika Brandmaier)